Es ist ein heißer Sommertag und ich sitze in einem wunderschönen Restaurant. Gewundene Weinreben umschlingen die Pergola und spenden Schatten. Es ist eine ausgelassene Gesellschaft, die da sitzt und köstliche Antipasti verspeist. Neben mir sitzt ein gut aussehender Mitfünfziger. Kein Finger am Ring. Offensichtlich Single. Meine Vermutung bestätigt sich als er sich mir zuwendet und mir - fast als zweites erzählt - dass er ja eine neue Freundin suche. Soso. Und was war mit der alten Freundin falsch, frage ich ihn. Sie hat mich nicht mehr angetörnt, erzählt er offen als wäre es das normalste der Welt, dass man seine Freundin austauscht wenn man sie nicht mehr sexy findet. Aha. Sage ich und frage genauer nach WAS er denn nicht mehr sexy fand. Naja, offenbart er mir, sie war wahrscheinlich einfach zu alt. Wie alt denn frage ich interessiert nach? Über 40. Er beugt sich näher zu mir und flüstert: Das passiert mir immer. Am Anfang finde ich die Frauen noch anziehend aber nach kurzer Zeit verlieren sie ihren Reiz.
"Frauen sind nur für eine kurze Zeit wirklich reizvoll"
Und was passiert dann bei Ihnen? Ich sehe ihm an, dass ihm diese Frage unangenehm ist und frage anders: Meinen Sie denn, dass die Frau für Ihre Lust verantwortlich ist?
Diese Aussage stimmt ihm nachdenklich und er nickt langsam. Ja, irgendwie schon.
Und mit dieser Annahme ist er nicht alleine. Viele Männer, aber auch Frauen machen ihren Partner für Ihre eigene Lust und Erregung verantwortlich. Ich höre dann so Sätze wie: Bei der anderen hatte ich immer eine Erektion - oder...bei meinem letzte Freund hatte ich immer einen Orgasmus.
Das Mittel der Wahl - leider für viele...Partnerwechsel.
Wie eine Zündkerze - und siehe da - es funkt wieder. Toll.
Doch diese Mann vor mir scheint noch etwas anderes zu suchen. Er sagt, dieses ständige Auswechseln wäre auf Dauer anstrengend. Und je älter er wird, desto schwieriger gestaltet sich auch die Suche auf Tinder & Co. Er sehne sich nach echter Bindung. Nach einer Partnerin auf Augenhöhe.
Ich bin weiter interessiert und möchte wissen, welche Rolle er denn meistens bei den doch sehr viel jüngeren Partnerinnen spiele. Er sei derjenige, der Ihnen ein schönes Leben ermögliche. Ein bisschen Sugar Daddy, gibt er zu.
Aber auf Dauer mache ihn das eben nicht glücklich und eben auch nicht heiss. Ob er es denn schon einmal mit einer gleichaltrigen Frau probiert hätte. Nein, er verdreht die Augen - das könne er sich beim besten Willen nicht vorstellen. Da würde gar nichts gehen.
"Bei einer gleichaltrigen Frau regt sich da unten gar nichts"
Es wird spannend. Was würde nicht gehen und ich frage neugierig nach. Würde dann ihr Penis den Dienst versagen? Er senkt den Blick und atmet aus. Ja. Das sei öfter vorgekommen. Vor allen Dingen bei diesen sehr selbstständigen Frauen. Da sei er immer sehr angespannt. Sehr aufgeregt. Und er würde dann doch lieber wieder auf Nummer sicher gehen - und das hieße eben unter 40. Weit unter 40.
Ok - interessant. Seine Erektionsprobleme scheinen eng mit der Emanzipation der Frau zusammen zu hängen.
Ich schaue diesem attraktiven und sehr erfolgreichen Mann in die Augen und sehe Resignation. Das fühlt sich nicht gut an, wenn man die Kontrolle verliert, besonders wenn man sie sonst immer im Leben hat. Kann das sein, frage ich?
Er überlegt und schweigt. Nickt. Ja. Das fühlt sich nicht gut an.
So habe er das noch nie gesehen. Danke.
PS: Vier Wochen später hat er eine über 47- jährige Frau kennengelernt....Fortsetzung folgt.
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