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Bedingungslos lieben? Nur ein Ideal?

Ich liebe Dich – un - konditionell.


Schon seit längerem beschäftigt mich nun der Begriff der un-konditionellen oder auch bedingungslosen Liebe. Schaut man schlau bei google nach, findet man folgende Erklärung


Eine unbedingte Liebe ist eine Liebe ohne Bedingungen. Eine unbedingte Liebe braucht keine Vorleistungen und ist an keine Erwartungen geknüpft. Eine unbedingte Liebe ist eine erwartungslose Liebe, eine bedingungslose Liebe, eine verhaftungslose Liebe. Die unbedingte Liebe ist eine Art absolute Liebe, die in sich ihre Erfüllung findet.

In vielen Gespräch bin ich nun auf die Suche gegangen, was das im Einzelnen für eine Paarbeziehung bedeutet. Denn legt man diese Definition streng aus, würde das ja bedeuten, dass man seinem Partner einen Freibrief aushändigt, dass man alles akzeptiert – einfach weil man ihn liebt und dem anderen dadurch eine noch nie gekannte Freiheit zugestehen würde. Alles wäre möglich und es würde sich anfühlen, als wäre das Paradies auf Erden eingekehrt. Jeder wäre komplett frei und ungebunden - und das innerhalb einer Beziehung.


Wie fühlt sich das für Dich persönlich an? Und hast Du diese Art der Liebe schon einmal gespürt?

Ich, als Mutter von zwei Söhnen, kenne das Gefühl. Ich liebe meine Kinder un-konditionell. Sie können machen, was sie wollen, meine Liebe bleibt. Ich reagiere mit Nachsicht und Liebe.

Ähnlich empfinden Menschen mit ihren Haustieren. Diese Liebe hat etwas Unschuldiges und Reines. Sie ist pur. Sie ist nicht daran gebunden, was meine Kinder tun oder (nicht) machen oder ob der Hund sich ordentlich benimmt.


Jetzt wird es spannend

Verschiebt sich jedoch die Rollendynamik innerhalb der Paar Beziehung, so kann es durchaus sein, dass eben genau diese un-konditionelle Liebe von der Frau oder dem Mann eingefordert wird. Das kann dann passieren, wenn „Frau“ nur noch Mutti ist und der Mann in seiner vormals sexy Frau nur noch die kochende und fürsorgliche Frau sieht. In diesem Fall - meist unbewusst – sucht der Mann tief in seinem Herzen, Schutz und Trost und versteckt sich dann unter dem sicheren Rock seiner „Mutti Frau“. Hat sich die Paardynamik so verschoben, werden auf diesem vermeidlich un-konditionellen Fundament gerne Affairen oder andere sexy Spielarten gelebt. Das "Mann"-Sein wird outgesourced, Porno ersetzt die Realität und zu Hause wird der Mann zum Sohn - der eben genau diese un -konditionelle Liebe erwartet, erhofft oder einfordert.

Nun ist die Frau gefragt, ihre Grenze zu ziehen und sich zu fragen, welche Rolle sie einnehmen möchte.


Die Erklärung:

Frau wird zu "Mutti" = Nicht sexy = Mann wird zum Sohn = erhofft un-konditionelle Liebe von seiner "Mutti" = Sexualität findet nicht mehr im innen statt = Mann möchte jagen und seine Männlichkeit gerne woanders erleben = Trennung oder unglückliche Beziehung.


Dieses Konzept gibt es natürlich auch in der „Vati-Mann“ Dynamik.


Gibt es die un-konditionelle Liebe in einer Paarbeziehung?

Verlieben sich zwei Menschen ineinander, so bringen sie auch ihre eigenen Morale und Werte in die Beziehung. Jeder bleibt ein Individuum im besten Fall und schafft es, sich auch innerhalb der Beziehung, weiter zu entwickeln, gesund zu differenzieren. Denn ob man sich selber weiter entwickelt, kann niemals die Aufgabe des Partners sein. Jeder ist und bleibt für sich verantwortlich. Sobald einer jedoch, den Eindruck gewinnt, dass der andere ihn behindert oder nicht wachsen lassen möchte, kann dies zu einer ungesunden Opferhaltung führen. Der Mann fühlt sich "von Mutti" entmannt. Das Ungleichgewicht in der Paarbeziehung ist vorprogrammiert und sorgt für Unmut und am Ende zu schlechten oder gar keinen Sex.

Denn wer will schon mit seiner Mutti schlafen?


Was hilft?

Klare Kommunikation ist die beste Voraussetzung, um von Anfang an, seine Bedürfnisse zu äußern. Zuviel Rücksichtnahme auf den Partner fliegt uns am Ende wieder um die Ohren – denn die Kunst ist es doch, gemeinsam ein Leben zu führen, das beiden gefällt und glücklich macht, wo beide einen Mittelweg finden und sich ausdehnen können.


Eine erwachsene Mann – Frau - Beziehung setzt immer voraus, dass sich beide einig sind, dass beide auch in Selbstliebe handeln und beide bereit sind, Verantwortung zu übernehmen. Nur wenn beide ihre Wünsche authentisch äußern, kann eine Beziehung – wenn es für beide stimmig ist – wachsen. Anderenfalls kann eine un-konditionelle Liebe auch schnell zur Selbstaufgabe führen. Man verbiegt sich und versucht – um die Beziehung zu retten – es dem anderen „Recht“ zu machen. Auf Dauer gelebt, kann dies zu einer toxischen Beziehung führen, die beiden nicht gerecht wird.

Man läuft auf Eierschalen durchs Leben und verliert sich immer mehr in der Illusion einer Paarbeziehung - einfach auch oft, weil eine Trennung vermieden werden möchte.

Die gute Nachricht ist - dass das Ideal der unkonditionellen Liebe sehr wohl weiterbestehen kann - zumindest im Herzen. Denn hier ist ihr zu Hause - ob man zusammen ist oder nicht.

Doch eine Paarbeziehung zwischen Erwachsenen ist nun mal immer an Konditionen, an Ideen, an Moralen und an Werte gebunden - die es gilt auszuhandeln - sodass beide als ICH weiter leben können.


Dennoch: Das Gefühl der Liebe ist in uns und bleibt als wunderbares Geschenk zurück.










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